07.12.12. Asyl zwischen Schnitzel und Seelachs

Share Button

Zu Besuch im Asylzentrum

Asyl zwischen Schnitzel und Seelachs

 

Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Asylgesuche um 42 Prozent. Alle Asylsuchenden müssen durch die vier Empfangs- und Verfahrenszentren (EVZ) der Schweiz in Chiasso, Vallorbe, Basel und Kreuzlingen einreisen. Wer nicht sofort heimgeschickt wird, der kann sich gute Chancen ausrechnen, für immer in der Schweiz bleiben zu können. Ein Besuch im Asylzentrum in Kreuzlingen, wo zwischen Schnitzel und Seelachs um Asyl ersucht wird.

 

Mit seiner Beton- und Glasarchitektur könnte das Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) in Kreuzlingen ein Wohnblock neueren Datums sein. Das grosse Gebäude mit gefängnisartigem Innenhof steht denn auch mitten in einem Wohnquartier. Etwa 250 Asylsuchende aus 50 Ländern leben jeweils  für einige Zeit im Zentrum. Beim Eintritt in das EVZ werden die Personalien der Asylsuchenden registriert und sie werden kurz befragt. Gleichzeitig werden ihnen Fingerabdrücke genommen und Fotoportraits erstellt. Danach werden die Asylsuchenden in der Regel einem Kanton zugeteilt.

 

Seelachs und Rindfleisch

Wir betreten das EVZ durch eine Sicherheitsschleuse aus Glas. „Dürfen wir hier herein als Schweizer?“ fragen wir den uniformierten Securitas-Angestellten.  „Natürlich, wir freuen uns über jeden Schweizer.“ antwortet dieser. Kurz nach dem Eingang sehen wir den grossen Essensraum. Zurzeit wird kein Essen gereicht. Bei der Essensausgabe gebe es oft Auseinandersetzungen, erklärt uns Andreas Baumann vom Bundesamt für Migration, hier müssten die Sicherheitsleute häufig eingreifen. Ende November wieder kam es hier zu einem Aufstand; ein Aufgebot von Polizei, Grenzwachtkorps und Ambulanz musste die Sicherheitskräfte der Securitas, welche von Asylanten bedroht worden waren, retten. Zumindest der Menüplan kann aber kein Grund für die Unruhe sein. Denn selbstverständlich muss niemand etwa Schweinefleisch essen, versichert Baumann. Stattdessen gibt es Pouletgeschnetzeltes an Currysauce, Seelachstranchen mit Pommes nature, Alaska-Fischstäbli oder Trutengeschnetzeltes an Jägersauce. Viersternehotelkomfort, meint einer der Besucher.

 

 

Gewalt und Dreck

Die sanitären Anlagen gemahnen dann aber weniger an ein Viersternehotel, sie sind eher spartanisch, z.B. mit Stehklo, eingerichtet. Die Asylsuchenden sind hier für die Reinigung selber verantwortlich, erfahren wir und sehen eine Vielzahl Personen mit Gummihandschuhen und Besen herumstehen. Hier wie anderswo wird aber offenbar nur nachlässig gereinigt. Die danebenliegenden Schlafräume vermitteln ebenfalls ein nicht allzu luxuriöses Bild: Bis zu einem Dutzend Asylsuchende leben zusammen in einem Zimmer in Doppelstockbetten. Langeweile, schlechtes Benehmen und Gewalt sind Dauerbrenner im EVZ und die Kreuzlinger Bevölkerung beklagt sich seit Jahren über die Zustände im und um das Zentrum. Die Zentrumsleitung hat deshalb Verhaltensregeln herausgegeben. Man staunt, was den Asylsuchenden offenbar gesagt werden muss: „Strassen, Parks und Gärten sind keine Toiletten!“ „Es wird nicht um Geld oder Zigaretten gebettelt.“ „Frauen und Mädchen werden nicht belästigt!“.

 

 

Umfangreiches Freizeitprogramm

Damit die Asylbewerber weniger Mädchen belästigen und auf die Strassen urinieren, wird ihnen ein umfangreiches Animationsprogramms geboten: Die Asylbewerber können wählen zwischen Internetkursen, Malen, Basteln, Dekorieren, Nähen,  Tischkicker, Tischspiele, Musik und Tanz, Tischtennis, Basketball, Badminton, Boccia, einem neuen Fitnessraum, Laufen, Spielplatz, Vita-Parcours, Schwimmen, Fussball, Schwimmbad, Eishalle oder Volleyball.

 

Da erstaunt es nicht, dass die Asylsuchenden um keinen Preis die Schweiz verlassen wollen, obwohl sie dies, zum Beispiel wegen des Dubliner-Erstasylabkommens, müssten. Gemäss dem Dublin-Abkommen müssten Asylbewerber, welche in einem anderen Land ein Asylgesuch gestellt haben, dorthin überstellt werden und dürfen kein weiteres Asylgesuch in der Schweiz stellen. Gemäss Zentrumsleitung kommen aber  Asylsuchende trotzdem bis zu 4 oder 5 mal wieder in die Schweiz. Oft würden sie sogar ihre Fingerkuppen abraspeln, damit ihnen ein vorheriges Asylgesuch in einem anderen Land nicht nachgewiesen werden könne.

 

Sonderflug für Fr. 150‘000.—

Von den Asylsuchenden im EVZ Kreuzlingen stammen 44% aus Afrika und der Subsahara, z.B. aus Eritrea und Nigeria. Besonders die Leute aus den Maghrebstaaten, das sind 20%, zeigen ein unflätiges Verhalten, urinieren in die Gärten etc. Die restlichen ca. 25% stammen aus Südosteuropa. Ein Drittel der Gesuchsteller hat bereits in einem anderen Land ein Asylgesuch gestellt und die Anerkennungsquote liegt im Kanton Thurgau zurzeit bei 12.4%. Von den fast 90% abgewiesenen Asylbewerbern ergreifen 30% ein Rechtsmittel. Von den definitiv erledigten Gesuchen, reisen 50% selbständig aus, wobei niemand weiss ob sie wirklich ausreisen, es kann auch sein, dass sie untertauchen. Die restlichen 50% müssen ausgeschafft werden, entweder mit normalen Linienflügen, mit Flügen mit Polizeibegleitung oder mit Sonderflügen. Ein solcher Sonderflug kann gemäss den Verantwortlichen im Zentrum bis zu Fr. 150‘000.- für einige wenige Personen kosten. Mit dabei sind immer auch die Polizei und ein Arzt. Diese extrem teuren Ausschaffungsmassnahmen würden von der Öffentlichkeit kritisiert, es sei aber sinnvoll, in Extremfällen den Vollzug auch wirklich durchzusetzen. Probleme gebe es mit der Rückführung abgewiesener Asylsuchender, weil sich die Heimatstaaten nur zu oft weigerten, die Papiere auszustellen. Oftmals habe ein Drittweltstaat nämlich ein Interesse am Geldtransfer, den seine Staatsbürger im Ausland in den Heimatstaat vornehmen.

 

Was tun?

Was ist zu tun, damit weniger Asylbewerber in die Schweiz kommen? Die Verantwortlichen im EVZ sind sich einig: die Verfahren müssen gekürzt werden, wo immer es möglich ist. Nur: auch so wird man das Problem nicht lösen können, solange es derart attraktiv ist, in die Schweiz zu kommen. Denn beim Asylrecht dachte und denkt man an den Einzelfall, an den unverschuldet Verfolgten, an den Nachbar in Not. Heute sind wir mit Immigrationswellen aus kulturfremden Weltteilen konfrontiert. Die grosse Mehrheit der Asylsuchenden ist nicht bedroht und missbraucht unser Gastrecht. Wegen ihnen könnte man das Asylrecht sofort abschaffen. Denkt man dagegen an die mehreren hundert Millionen Menschen aus Unrechtstaaten, welche theoretisch in der Schweiz Asyl erhalten könnten, so wird klar, dass das Asylrecht so oder so ein überholtes Prinzip geworden ist. Es sollte daher baldmöglichst abgeschafft werden.

 

Hermann Lei, Frauenfeld

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.