27.5.13 De Wecks «klare Kritik» am Kindersex

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SRF-Chef in der Defensive

Von Hermann Lei, Kantonsrat, Frauenfeld TG

Daniel Cohn-Bendit, eine Ikone der linken 68er-Bewegung kommt – reichlich spät – wegen pädophilen Übergriffen und Aussagen, zu Fall. Die ganze Gesellschaft setzt sich von ihm ab. Die ganze? Nein, ein kleiner Schweizer Fernsehchef leistet nach wie vor heftigen Widerstand.

Es ist Roger de Weck, der SRF-Chef. Die Pädophilie-Vorwürfe an Cohn-Bendit sind seiner Ansicht nach lediglich eine (Zitat): «Kulisse für politische Machtkämpfe». De Weck versucht sich herauszureden: seine Rede habe auch «klare Kritik» am Preisträger enthalten. Hat sie nicht. Seine Laudatio ist eine einzige und peinliche Vergötterung des Kindersex-Politikers.

De Weck schwärmt von Cohn-Bendit

Die «Schweizerzeit» hatte als einzige Schweizer Zeitung über die Lobrede von de Weck berichtet. Dass de Weck für den obersten deutschen Verfassungsrichter einsprang, welcher sich indigniert weigerte, für Cohn-Bendit zu sprechen, dass de Weck keine Distanz zu Cohn-Bendits pädophilen Taten und Worten markierte, dass de Weck im Gegenteil, die Kritik an Pädophilie als (Zitat): «Kulisse für politische Machtkämpfe» abkanzelte und in seiner 20-minütigen Lobesrede über Verleumdungen, denen der grüne Politiker ausgesetzt sein soll und dass «Hass salonfähig» werde schwadronierte – der Leser fand in der Schweizer Presse darüber vorerst kein Wort.

Selbstzensur der Schweizer Medien

Knapp eine Woche dauerte es, bis die erste – und bei Redaktionsschluss einzige – Schweizer Zeitung die Selbstzensur der Schweizer Medien durchbrach. «SRG-Chef de Weck hielt Lobrede für Cohn-Bendit» titelte die Pendlerzeitung «20 Minuten» – und listete auf, was die Schweizerzeit schon eine Woche zuvor über de Weck geschrieben hatte. De Weck stelle sein Redemanuskript zur Verfügung, damit man sehen könne, dass seine Rede auch «klare Kritik an den Preisträger» enthalten habe. Klare Kritik? Das ist nahezu eine Lüge. Das Gegenteil ist wahr: Sein Redemanuskript trieft nur so von Bewunderung für den Kindersex-Politiker, vehement verteidigt er ihn gegen die Vorwürfe. Ein kleiner Hauch von Kritik findet sich nur gut versteckt zwischen seitenlangen Schmeicheleien, es wird nicht einmal klar, ob überhaupt Cohn-Bendit damit gemeint ist (vgl. Kasten).

Lobhudeleien, Verteidigung eines Kindersex-Politikers, Rechtfertigungszeremonie, das hat de Weck zelebriert. Ende März forderte das Schweizer Fernsehen in der Rundschau den Rücktritt von Nationalrat Christoph Mörgeli, weil er angeblich mittelmässige Doktorarbeiten akzeptiert haben soll. Wann kommt der Rücktritt von de Weck? Wohl nie. Aber wenn doch, dann könnte der «einzigartige» Cohn-Bendit sicher einer gute Abschiedsrede für seinen Freund halten.

Hermann Lei

Die so «klare Kritik» 

Das soll de Wecks «klare Kritik» sein: «Bei allen Irrungen und Wirrungen von 68, bei aller persönlich-politischen Verirrung und mancher Verfehlung von 68er-Exponenten, aber auch ihrer autoritären Widersacher wie General de Gaulle, der zu einer gelenkten Demokratie neigte – es ist ein epochemachendes Paradox und eine Cohn-Benditsche Ironie der Geschichte, dass das antiparlamentarische ’68 schliesslich den Parlamentarismus belebt hat, die Demokratie vorangebracht und nach und nach politische Kräfte wie die Grünen hervorgebracht hat (…)»

So lobt de Weck seitenlang Cohn-Bendit: «Cohn-Bendit zählt zu denen, die dieses unseren Kontinent zivilisierende Werk fortgeführt haben.» «Das ist einzigartig, davor kann man sich nur verneigen.» «Cohn-Bendit verkörpert die Anfänge einer gelebten transnationalen Demokratie.» «In ihm ist viel Seele.» «Das grösste Kompliment überhaupt, das man einem Menschen machen kann.» «Einer der Waghalsigen ist Cohn-Bendit, und auf diesen Demokraten ist auch künftig zu zählen.»

So verteidigt de Weck Cohn-Bendit gegen die Pädophilie-Vorwürfe: «Kulisse für politische Machtkämpfe», «Verleumdung aber: Nein!». «… den Citoyen Cohn-Bendit verächtlich machen möchten», «… zügel- und regellosen öffentlichen Raum…», «… eingespielten Shit-Storm dieser Tage im Internet», «Hass salonfähig», «… ein Erbe der 68er Jahre, die heute (…) vorübergehend schlechtgemacht werden», «Als er ausgegrenzt wurde, wie ihn andere heute wieder ausgrenzen möchten, gingen mehr als 100’000 Franzosen auf die Strasse (..). Sie skandierten: ‹ (…) Wir sind alle ein deutscher Jude›.»

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