Dezember 2008: Harmos erfolgreich bekämpft

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MARKUS SCHOCH

frauenfeld. Bis am Schluss verbreitete Erziehungsdirektorin Monika Knill Optimismus. Noch am Freitag gab sie sich zuversichtlich, dass der HarmoS-Beitritt im Thurgau angenommen werde.

Insgeheim waren sich die Befürworter ihrer Sache offenbar jedoch nicht ganz so sicher. «Ich habe fast ein bisschen mit dem Nein gerechnet», gestand gestern Anita Dähler, die Präsidentin des befürwortenden Komitees. Zweifel am Sieg kamen ihr vor allem bei der Lektüre der Leserbriefe sowie der vielen grossen Plakate und Inserate der Gegner.

Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Der HarmoS-Beitritt wurde gestern mit 34 385 Nein- gegen 32 268 Ja-Stimmen knapp abgelehnt. Die Stimmbeteiligung betrug 45,2 Prozent.

«Grosser Erfolg»

Von einem «grossen Erfolg» und «Misstrauensvotum gegenüber Regierung und Parlament» spricht Franziskus Graber, Co-Präsident des gegnerischen Komitees. Gegen alle grossen Parteien, die Wirtschaftsverbände und die Lehrerorganisationen ist es ihm und anderen besorgten Eltern zusammen mit einzelnen Politikern aus der SVP, der EDU, der KVP und der SD gelungen, die Abstimmung zu gewinnen.

Das Volk habe nein gesagt zu einem Abbau der Demokratie in Schulfragen und einer Schwächung der traditionellen Familie, interpretiert der Lehrer aus Sulgen das gestrige Ergebnis. Und es habe sich gegen die immensen Kosten ausgesprochen, die HarmoS mit sich gebracht hätte. «Wesentlich ist, dass wir im Thurgau weiter das machen können, was wir für gut halten. Bei HarmoS wäre es damit fertig gewesen.»

Von Erziehungsdirektorin Monika Knill erwartet Graber, dass sie ihre Versprechen während des Abstimmungskampfes in bezug auf das neue Volksschulgesetz hält: Dass also die Eltern ihre Kinder bei Bedarf weiter ohne psychologische Abklärungen ein Jahr später einschulen können, der Kindergarten beibehalten wird und die Tagesstrukturen kostenpflichtig für alle bleiben.

Das gegnerische Komitee will Knill künftig genau auf die Finger schauen. «Wir werden uns weiter an der Urne mit geeigneten Mitteln für Familie, Eigenverantwortung und die Volksrechte einsetzen», schreibt es in einer Mitteilung.

Hart ins Gericht geht SVP-Mitglied Graber mit der eigenen Kantonalpartei, die sich für HarmoS aussprach. «Sie hätte sich profilieren können, verpasste aber die Chance und vertrat ihre Basis damit am schlechtesten.» Denn er gehe davon aus, dass 80 Prozent der SVP-Wähler am Wochenende nein sagten. «Sonst hätten wir die Abstimmung nicht gewonnen.»

Unzufrieden mit der SVP Thurgau ist auch Urs Martin, Präsident des Politiker-Komitees gegen HarmoS und ebenfalls Mitglied der SVP. «Was mich bedenklich stimmt, ist die Tatsache, dass die SVP Thurgau so fadengerade am Volk vorbeipolitisiert hat in bezug auf HarmoS.»

«Ging vielen zu schnell»

Nach Meinung von Dähler vom Pro-Komitee ist das Nein zum HarmoS-Beitritt Ausdruck einer latenten Unzufriedenheit mit der Entwicklung in der Schule. «Ich denke, für viele ging es in letzter Zeit einfach zu schnell.» Die Vorlage vom Wochenende sei dann zur Projektionsfläche für allen Ärger und alle Ängste geworden. Den HarmoS-Gegnern mit Argumenten Paroli zu bieten, sei schwer gewesen. «Sie schürten Emotionen und gebrauchten Schlagwörter.» Die Niederlage sei aber letztlich «nicht so tragisch». «Wir haben eine gute Schule im Thurgau und werden sie auch weiter haben», ist Dähler überzeugt. Unmittelbar werde sich nichts ändern, sagt auch Regierungsrätin Knill. (Tagblatt)

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1 Antwort zu Dezember 2008: Harmos erfolgreich bekämpft

  1. hosp yves sagt:

    Guten abend
    können sie mir eine vereinigung in der nähe olten nennen welche das ziel hat harmos weiterhin zu bekämpfen versucht?ich habe 2 kinder und finde diese regelungen völligen schwachsinn!
    Besten dank für ihre antwort
    fg y.hosp

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