Was Religionen der Gesellschaft nützen

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Ich bin der Ansicht, dass Religion nicht nützen muss. Vermutlich ist es auch Wunschdenken, wenn man das Gemeinsame der Religionen hervorhebt. Gewiss: Religionen vermitteln Geborgenheit und bremsen die Verabsolutierung weltlicher Ziele, Kirchen (aber das ist nicht das gleiche wie Religion) können sozial nützlich sein. Religionen trennen aber auch, sie bekämpfen sich in Geschichte und Gegenwart. Mindestens so gross wie gewisse zumeist in der menschlichen Natur liegende Gemeinsamkeiten sind Gegensätze im Glauben, in der Theologie.
Das scheint mir das Entscheidende zu sein: Der Glaube, nicht der Nutzen. Islam bedeutet beispielsweise Hingabe an den Willen Gottes und Gottes Wille ist durch Mohammed offenbart und im Koran verbindlich niedergeschrieben worden. Der Islam kennt keine Trennung von Kirche und Staat und ist direkt im Diesseits anwendbar. Nicht so das Christentum. Entscheidend ist hier der Glaube an Jesus Christus als Person („Ich bin die Wahrheit“ und „Das Wort ward Fleisch“). Daraus erwächst die Verpflichtung zur Nachfolge und zum Bekenntnis. Alle bedeutenden Lehrer der christlichen Kirchen haben davor gewarnt, Reich Gottes und Reich dieser Welt gleich zu setzen. Demzufolge ist ein Christ Bürger zweier Welten und gerade das verschafft ihm Unabhängigkeit gegenüber herrschenden Ideologien und Nützlichkeitserwägungen.
Und deshalb macht der Glaube frei. Ob dies für unsere Welt auch nützlich ist, möge jeder bei sich selbst entscheiden.

veröffentlicht im Kirchenboten Nr. 6, 2011

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