5.8.13 Böse Medien – was tun?

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Kleiner Ratgeber für den Umgang mit Medien

Die neuen, sozialen Medien wie Twitter und Facebook sind im Trend. Entscheidend und meinungsbildend sind aber immer noch die alten, „asozialen“ Medien, wie Presse und Fernsehen. Doch Zeitdruck, andere Vorstellungen und manchmal auch Abneigung gegenüber bürgerlichen Werten machen den Umgang mit Journalisten nicht immer ganz einfach. Was Medien so tun und was man gegebenenfalls dagegen tun kann.

 

Zitate, Titel und Inhalte

Wer ein Interview gibt, darf seine Zitate gegenlesen und korrigieren. Hat man kein Vertrauen zum Journalisten, kann man sich das im Voraus schriftlich zusichern lassen. Bei besonders feindlich gesinnten Medien kann man auch verlangen, den ganzen Artikel zu lesen, damit kein falscher Eindruck entsteht. Journalisten wollen das zwar partout nicht, doch kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass man entweder den Gesamtartikel in gewissen Grenzen „kontrollieren“ kann – oder aber gar nicht erst zur Verfügung steht.

Mörgeli Museum Der Titel weckt das Interesse des Lesers in einen Artikel. Viele lesen sogar lediglich Titel, Lead und schauen die Bilder an. Mit dem Titel kann daher gut manipuliert werden. Ein kleines Beispiel war die Schlagzeile „Steuerzahler blechen für Mörgelis Museum“. Hier entsteht der Eindruck, als wäre es Mörgelis „Privatmuseum“, was natürlich Unsinn ist.

 

Bilder und ihre Aussage

Jedermann hat das Recht auf sein  eigenes Bild. Befürchtet man eine persönlichkeitsverletzende Publikation, so kann man diese durch vorsorgliche Massnahmen verbieten lassen. Dabei muss man dem Richter glaubhaft machen, dass durch die verletzende Publikation (z.B. ungefragte Veröffentlichung eines Bildes) ein „nicht leicht wiedergutzumachender Nachteil“ droht. Gelingt dies, so verhängt der Richter ein Publikationsverbot.

Blocher ZähneWer durch ein Ereignis für eine bestimmte Zeit sehr bekannt wird, darf im Zusammenhang mit dem Ereignis ungefragt abgebildet werden. Berühmte Menschen müssen sogar die Veröffentlichung von Bildern aus ihrer Privatsphäre, nicht aber aus der Intimsphäre, dulden. Der an sich neutrale Inhalt eines Artikels kann sodann durch ein Bild leicht manipuliert werden. Deshalb wird Blocher oft in aggressiven und mürrischen Posen gezeigt, Widmer-Schlumpf hingegen meist fröhlich lachend.

 

Weglassen und Kürzen

Schneiden, Kürzen oder Ausklammern bedeutet immer Manipulation. Ein Beispiel für solches Weglassen habe ich selbst erlebt: als die Meldung von Hildebrands Rücktritt bei mir eintraf, war eine Kamera des Schweizer Fernsehens zufällig eingeschaltet. Mein etwas überschwänglicher Ausdruck der Freude wurde daraufhin ohne mich zu fragen überall gesendet. Vom einstündigen Interview, das ich zuvor und danach gegeben hatte, hat das Fernsehen dagegen rein gar nichts gezeigt. Solange eine Aussage wahrheitsgemäss wiedergegeben wird, kann man indes nichts machen. Ansonsten kann man – bei Printmedien – innert 20 Tagen eine Gegendarstellung verlangen. Deren Text muss knapp sowie anständig sein und Tatsachen korrigieren. Verweigert die Zeitung die Gegendarstellung, kann man klagen. Wird die Zivilklage gutgeheissen, so kann das Gericht eine Berichtigung oder die Publikation des Urteils anordnen. Es kann aber auch Schadenersatz und, in Extremfällen, Genugtuung zusprechen.

 

Lei WSIm Strafrecht ist es möglich, gegen den Autor eines Artikels oder den Chefredaktor vorzugehen. Das Zivilrecht lässt sogar zu, dass man gegen jede Person vorgeht, welche an der Verletzung mitgewirkt hat. Man kann die beiden Verfahren auch kombinieren: Gegen eine Zeitung, welche mich völlig zu Unrecht mit einer Hitler-Webseite in Verbindung gebracht hat, bin ich z.B. erfolgreich zivil- und strafrechtlich vorgegangen.

 

Themenauswahl

Weglassen, Kürzen, Manipulieren. Ein bewährtes Mittel dagegen sind Leserbriefe. Obwohl die Rubrik zu den meistgelesenen gehört, ist keine Zeitung gezwungen, Zuschriften zu veröffentlichen. Kurze und sachliche Beiträge werden aber meist gebracht. Leserbriefe können von der Redaktion ungefragt mit einem Titel versehen und sogar gekürzt werden. Wer das nicht will, muss es sagen.

 

15 jährigerWelche Themen in den Medien präsent sind, entscheiden die Redaktionen. Ein krasses Beispiel war der «Dok»-Film über den Abgang von Philipp Hildebrand als SNB-Chef. Keine einzige Zeitungsredaktion widmete dem Film  auch nur eine einzige Zeile. Ein weiteres Beispiel ist die Lobesrede, welche SRF-Chef de Weck für den Kindersex-Politiker Cohn-Bendit hielt. Die meisten Medien verschwiegen dies.

 

Böse Medien?

Das Informationsinteresse der Medien muss man ernst nehmen. Der durchschnittliche Journalist will seine Arbeit recht machen, nur führen Hektik und Unkenntnis halt manchmal zu Fehlern. Über das sollte man grosszügig hinwegsehen. Das Desinformationsinteresse mancher böswilliger Zeit(ungs)genossen allerdings darf und soll man mit allen Mitteln bekämpfen.

 

Hermann Lei, Frauenfeld

 

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